25 Tipps für dein erstes Webinar

Die Coronakrise hat viele Leute dazu gezwungen, sich kopfüber ins kalte Wasser der Online-Lehre zu stürzen. Deshalb habe ich im Rahmen unseres Online-Summits Don’t cancel – go digital ein Webinar über Webinare gehalten und meine Tipps für die Planung und Durchführung des ersten eigenen Webinars zusammengefasst. Ursprünglich war der Beitrag für die Dozent*innen und Teilnehmer*innen des Summits gedacht, aber ich teile hier die Zusammenfassung auch gerne nochmal öffentlich.

Apropos Zusammenfassung: Das hier ist nur die Kurzfassung. Wenn du alle Tipps mit Erklärung oder Beispielen bekommen willst, schau dir bitte die Aufzeichnung des Webinars auf YouTube an. Willst du dir die Folien angucken? Die habe ich bei LinkedIn hochgeladen.

1. Starte direkt mit High Energy und den Leuten, die schon da sind

Stell dir vor du loggst dich in einen Webinarraum ein und die Dozentin (generisches Femininum) ist schon da, starrt aber nur schräg an ihrer Webcam vorbei. Oder murmelt alle paar Sekunden „aha, schon 10 Leute.. Okay.. Wir fangen gleich an.. Ah jetzt sind es 11.. okay… gleich geht es los…“ – nicht sehr motivierend für die kommende Session, oder?!

Vergleiche deinen Webinarraum mit deiner Küche bei der WG-Party. Auch wenn noch nicht alle da sind, kannst du schonmal mit ihnen Smalltalken, ihnen ein virtuelles Getränk anbieten und sie willkommen heißen.

2. Zeichne dein Webinar auf

(Wenn es technisch möglich ist und wenn die Teilnehmerinnen einverstanden sind/Bescheid wissen)

Die Aufzeichnung deines Webinars kannst du entweder intern verwenden, um dich fürs nächste Mal zu verbessern, oder du zweitverwertest dein Webinar und veröffentlichst es zum Beispiel bei YouTube oder in sozialen Netzwerken. Dabei solltest du dir die Zeit nehmen, deine Aufzeichnung noch ein wenig zu bearbeiten: Pausen raus, Smalltalk raus, technische Fehler raus, Wartezeiten raus – und vor allem persönliche Informationen oder Fragen von Teilnehmerinnen, die nicht im Internet landen sollen!

3. Stell dich vor

Da du nicht davon ausgehen kannst, dass alle Menschen im Webinarraum dich kennen, solltest du dich auf jeden Fall nochmal kurz (!) vorstellen. Spätestens bei der Aufzeichnung (siehe Tipp 2) wollen die Leute dann wissen, wer ihnen da eigentlich etwas erzählt.

4. Stell dich vor (Teil 2)

Außerdem hat es noch einen psychologischen Grund, warum es sinnvoll ist, eine kleine Selbstvorstellung einzubauen: In deiner Vorstellung kannst du deine Expertise einbauen. Warum hast du Ahnung vom Webinar-Thema? Warum sollte ich deinen Tipps glauben?! Wenn du mein Vertrauen gewinnst, werde ich besser zuhören.

5. Ablenkungen ausschalten

Häufige Ablenkungen in Webinaren sind klingelnde Telefone, aufploppende E-Mails oder App-Benachrichtigungen. Schalte sie bei dir aus und erinnere gegebenenfalls deine Teilnehmerinnen, es dir gleich zu tun.

6. Stell das Thema kurz & knackig vor 

Versuche, in wenigen Sätzen zusammenzufassen:

  • Warum sollte man dir zuhören? (Warum ist das Thema für mich spannend oder relevant? Was hab ich davon?)
  • Was ist das Ziel von heute? (Was habe ich am Ende des Webinars gelernt? Was nehme ich mit? Erwerbe ich Wissen, eine Fähigkeit, einen Überblick, …?)

Denk daran, dass du dich in deinem Thema top auskennst und Fachbegriffe oder Vorgehensweisen für dich sonnenklar sind. Für Neueinsteigerinnen ins Thema musst womöglich ein bisschen eher einsteigen und erstmal was Warum erklären.

7. Zeig dich in der Kamera!

Wenn deine Webinarsoftware es zulässt, solltest du deine Webcam auf jeden Fall einschalten. Achte darauf, welchen Winkel sie einfängt – und räume den Hintergrund auf 😉

8. Schaue nicht DICH an, sondern IN die Kamera!

Nein, du hast nichts zwischen den Zähnen, und ja, für deine Zuschauerinnen ist es angenehmer, wenn sie das Gefühl haben, dass du sie anguckst und nicht schräg an ihnen vorbei.

Keine Sorge, der Punkt hier ist Übungssache und du wirst ihn erst nach ein paar Webinaren beherrschen.

9. Erzähle* von deinem Thema

Und mit erzählen ist hier gemeint, dass du verschiedene Medien benutzen kannst: PowerPoint-Folien, deinen Bildschirm teilen, Fotos, …

Schau, was deine Webinarsoftware hergibt und was du benutzen kannst, um den Inhalt für die Teilnehmerinnen deines Webinars bestmöglich aufzubereiten.

10. Fordere den Chat auf, sich zu beteiligen

Für Leute, die schon Erfahrung mit Präsenzvorträgen oder -workshops haben, ist es bei Webinaren sehr ungewohnt, nicht die Körpersprache der Teilnehmerinnen lesen oder unkompliziert kurze Rückfragen stellen zu können. Hier kommt bei Webinaren der Chat ins Spiel. Fordere Beteiligung (z.B. kennt ihr das? ja/nein; ist das Tempo okay? okay/schneller/langsamer; …) aktiv ein.

11. Fragen erst nochmal vorlesen, dann beantworten

Wenn im Chat Rückfragen kommen, solltest du sie nochmal vorlesen, bevor du darauf antwortest. Das hat mehrere Gründe:

  • nicht alle können den Chat öffnen/sehen
  • nicht alle verfolgen den Chat aktiv und haben die Frage gelesen
  • die Frage ist unklar formuliert und wenn du sie nochmal aufgreifst, kannst du sie verständlicher paraphrasieren
  • die Frage enthält ein spezifisches Beispiel, an der die Person identifizierbar wäre und durch deine Paraphrase kannst du sie anonymisieren
  • in der Aufzeichnung ist der Chat womöglich nicht mehr sichtbar (je nach Tool)

12. Nutze Prinzipien der Didaktik

Das Webinar sollte im Idealfall keine Vorlesung alá Frontalunterricht sein. Wenn du interaktive Elemente und Übungen einbauen willst, halte dich an das folgende Muster: Input -> Übung -> Kontrolle

INPUT: Eine Erklärung, ein Beispiel, Medien, …

ÜBUNG: Ein kleines Stück aus dem Input, das geübt werden soll. Zum Beispiel eine Zuordnungsübung oder ein Lückentext.

KONTROLLE: Gib die Lösung zur Selbstkontrolle raus oder hol 1-2 Leute ins Webinar, besprich mit ihnen ihre Antwort und was daran richtig/falsch ist.

13. Mach eine Umfrage im Chat

Die meisten Webinartools sollten eine Chatfunktion haben. Du kannst ihn benutzen, um einfache Umfragen durchzuführen. Dabei solltest du darauf achten, dass die Antwort, die die Teilnehmerinnen in den Chat schreiben sollen, so kurz und einfach wie möglich sein soll. Du willst nicht eine komplexe Frage stellen und dann zwei Minuten mit Grillenzirpen im Hintergrund warten, bis jemand eine mehrere Sätze lange Antwort in den Chat getippt und abgeschickt hat.

Beispiele für kurze Umfrage-Antworten:

  • richtig/falsch
  • ja/nein
  • gut/schlecht
  • passendes Emoji

Statt zu fragen: Was denkst du über Oliven?
Frag lieber: Findest du Oliven lecker? ja/nein

14. Nutze die Tools, die deine Webinar-Software mitliefert

Je nachdem, welche Software du für dein Webinar benutzt, wird es unterschiedliche Funktionen und Möglichkeiten geben. Ich bin Fan von Zoom und schätze dort den Chat und die Umfragen, die Fragebox (nur bei Webinaren) und die Breakout Rooms (nur bei Meetings).

Mach dich einfach mit den Möglichkeiten vertraut, die deine Software liefert. Schau dir die Dokumentation oder Demos/Tutorials an, mach eine Probesession und werde kreativ.

15. Habe eine Moderatorin dabei

Wie du schon gemerkt hast, musst du während deines Webinars verschiedene Aufgaben gleichzeitig unter einen Hut bringen: Inhalt rüberbringen, auf den Chat achten, mit den Teilnehmerinnen interagieren, souverän bleiben, …

Einfacher wird das, wenn du eine Moderatorin dabei hast, die sich zum Beispiel um den Chat kümmert oder bei Technikproblemen der Leute unterstützt. Die „light“-Version ist, wen du jemanden aus der Teilnehmergruppe zur Helfenden Hand beförderst und der Person zum Beispiel die Aufgabe gibst, darauf zu achten, dass im Chat nicht irgendwelche interessanten Fragen untergehen.

Zur Not geht’s natürlich auch alleine. Aber ich verspreche, mit einer Moderatorin an deiner Seite fühlst du dich sicherer!

16. Hol die Leute mit ins Boot!

Wie in Tipp 15 schon angedeutet, kannst du deine Teilnehmerinnen zu Hilfskräften machen; aber denk auch über möglichst viele andere Arten nach, an welchen Stellen du sie ins Boot holen kannst – zum Beispiel um ein Beispiel oder eine Geschichte zu erzählen, das Webinar aufzulockern oder den Übergang zwischen zwei Teilen zu markieren.

17. Gib den Leuten ein Arbeitsblatt

Wenn es sinnvoll ist, kannst du zum Webinar begleitende Materialien wie Arbeitsblätter oder Workbooks erstellen. Das kann der Ort sein, um Übungen durchzuführen, Notizen aufzuschreiben oder die nächsten Schritte zu planen.

Möglich sind sowohl digitale Arbeitsblätter (ausfüllbare PDFs, freigegebene Google Docs) als auch Vorlagen, die man sich dann ausdruckt und neben die Tastatur legt. (Tipp: Kommt besonders bei digital nicht so affinen Leuten gut an – da haben sie „was Richtiges“ in der Hand.)

18. Nutze Ressourcen wie Unsplash, um deine Präsentation aufzupeppen

Schwarze Schrift auf weißen Folien? Kann man machen. Kann man aber auch besser machen.

Nutze grafische Ressourcen wie Fotos, Skizzen oder Diagramme, um deine Präsentation anschaulicher zu machen. Gerade kein Foto zur Hand? Greife auf kostenlose Stock-Ressourcen wie Unsplash.com zurück!

19. Nichts vorbereitet? Nicht schlimm.

Anstelle eines klassischen Webinars mit viel Input kannst du auch andere Formate nutzen. Die sind auch weniger aufwändig in der Vorbereitung… (just saying!)

  • Sprechstunde
  • Fragerunde
  • Diskussionsrunde
  • Live-Coaching
  • Coworking-Session

20. Sei ehrlich & transparent

Sag ruhig, dass du nervös bist, dass du das Webinar zum ersten Mal machst oder dass die Technik gerade nicht so will, wie du dir das vorgestellt hast. Die Leute schätzen deine Ehrlichkeit und bringen dir Verständnis entgegen.

21. by the way – du wirst schwitzen

Apropos Nervosität: Jap. Du wirst nervös sein und dein Körper wird darauf reagieren. Du wirst bestimmt schwitzen, rote Wangen bekommen oder anfangen zu stottern. Rechne schonmal damit und bereite dich vor. Trage ein Oberteil, das Schweißflecken kaschiert. Die Geheimwaffe gegen rote Wangen: Camouflage Concealer. Dank mir später.

22. Gib den Leuten eine Aufgabe

Nur weil es ein Webinar ist, heißt das nicht, dass du Alleinunterhalterin spielen musst. Lass die Teilnehmerinnen doch mal eine längere Übung oder Aufgabe bearbeiten, die den bisherigen Inhalt aufgreift. (Sprich, mehr als nur zwei Wörter in den Chat zu schreiben.)

Lehn dich fünf Minuten zurück (Pinkelpause!) und besprich danach mit 1-2 Freiwilligen ihre Lösung.

23. Mach eine Fragerunde zwischendurch oder am Schluss

Fragerunden am Ende sind der Klassiker – aber wenn es passt, kannst du natürlich auch zwischendurch schon Fragen aus dem Publikum zulassen. Es hilft dabei sehr, wenn du die Unterstützung einer Moderatorin hast (siehe Tipp 15), da sie eine Vorauswahl der Fragen treffen kann, bzw. sie so sortieren kann, dass sie gut zueinander passen.

24. Habe einen Call to Action griffbereit

Der Call to Action (CTA) ist eine Handlungsaufforderung, die du am Ende deines Webinars gibst. Der Grundgedanke ist: Wenn du es geschafft hast, bis zu dieser Stelle die Aufmerksamkeit deiner Teilnehmerinnen zu halten, hast du jetzt die Chance, diese Aufmerksamkeit auf eine nächste Aktion zu lenken.

Mögliche CTAs:

  • melde dich für das nächste Webinar an
  • melde dich für den Newsletter an/ tritt einer Community bei
  • kaufe etwas
  • führe Aktion/Übung XY aus
  • schreibe mir eine Mail mit deinem Feedback/deinen Wünschen/deinen Ideen

Konzentriere dich dabei auf einen Call to Action. Wenn du gleich fünf Sachen von ihnen forderst, überforderst du die Leute oder wirkst „gierig“. Wir kennen das von YouTubern, die am Ende ihres Videos zum Liken, Abonnieren, Kommentieren und Folgen auf anderen Kanälen aufrufen…

25. Hab Spaß dabei!

Das Webinar sollte dir Spaß machen! Wie du gesehen hast, gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung. Tob dich einfach mal aus und schau, wie du den Kern deines Themas vermitteln kannst. Jetzt ist die beste Zeit dafür. In ein paar Monaten sind wir alle Webinar-Profis – dann erst loszulegen und den ein oder anderen Anfängerfehler zu machen, wird mehr auffallen als jetzt.

Das waren meine 25 Tipps für Webinar-Anfängerinnen. Wenn du ein Webinar oder einen (Online-)Workshop planst und Hilfe bei der Konzeption brauchst, dann schau dir meinen Basic-Onlinekurs zur Workshopplanung und mein Beratungsangebot an.