Wie aufwändig ist ein eigener Podcast?

Stellschrauben für weniger Aufwand in der Podcastproduktion

„Wie viel Arbeit ist ein Podcast?“ – auf diese Frage kann man eigentlich nur das berühmte „kommt darauf an“ antworten. Schließlich gibt es zig verschiedene Herangehensweisen ans Podcasten und auch individuelle Faktoren, z.B. vorhandenes Vorwissen spielen eine Rolle.

Aber wenn die Antwort nur „kommt darauf an“ lauten würde, wäre dieser Blogpost hier ganz schön kurz. Deshalb möchte ich jetzt trotzdem eine ganze Liste an möglichen Stellschrauben aufzeigen, die den Aufwand in der Produktion beeinflussen:

Konzept

Ziel des Podcasts: Das ist sehr banal, aber ich will es der Vollständigkeit halber trotzdem auflisten: Wenn der Podcast nur ein Hobby oder Spaßprojekt ist, hat man ja in der Produktionsqualität und –häufigkeit keine Vorgaben und kann zur Not mal „schludern“ oder eine Folge aussetzen. Dient der Podcast jedoch einem Unternehmensziel, z.B. Leadgewinnung, oder dem Personal Branding können sich Qualitätsschwankungen oder Unregelmäßigkeiten negativ auf das Image auswirken. Deshalb ist hier der Aufwand tendenziell höher einzuschätzen.

Frequenz: Nur weil viele Podcasts wöchentlich erscheinen, heißt es nicht, dass man ebenfalls zu diesem Rhythmus verpflichtet ist. Auch eine Veröffentlichung alle zwei oder vier Wochen ist denkbar und entzerrt die Produktion.

Aktualität: Handelt es sich einen zeitlosen Podcast, kann man in der Produktion batchen und für stressige Zeiten vorarbeiten. Durch Batching, also das Sammeln ähnlicher Aufgaben, lässt sich wunderbar Zeit sparen. Sieht das Podcastkonzept jedoch vor, aktuell zu arbeiten (z.B. bei einem Newscast, der die Branchenereignisse der letzten Tage bespricht), muss die Aufnahme an festen Terminen stattfinden, was leider manchmal zu Terminkollisionen und Stress führt.

Meine Einschätzung: Um einen soliden Podcast auf die Beine zu stellen, sollte man sich im Vorfeld Gedanken zum Konzept machen. Davon ausgehend kann man dann genug Zeit oder andere Ressourcen einplanen, so dass die Produktion realistisch und stressfrei erfolgt. Mein E-Book „Mit 50 Fragen zu deiner Podcaststrategie“ hilft mit Fragen, Entscheidungsmöglichkeiten und Beispielen bei der Konzeptentwicklung.

Format

Hostingformat: Wie wird der Podcast moderiert? Solofolgen sind weniger aufwändig als Co-Hosting-Folgen, bei denen eine Terminabstimmung mit einer weiteren Person erfolgen muss. Interviews mit einzelnen Gästen sind nochmal einen Tacken aufwändiger. Hier sind nicht nur Absprachen und Terminfindung ein Faktor, sondern ggf. auch noch Vorgespräche oder (bei podcast-unaffinen Gästen) Technik-Checks notwendig.

Folgenformat: Ein klassischer Solo- oder Gesprächspodcast ist weitaus weniger aufwändig als ein sogenannter „gebauter Beitrag“, wie man die Kombination aus Moderation, O-Tönen, Atmo, Vox Pop und ggf. weiteren Bestandteilen im Audiojournalismus nennt.

Musik: Der Großteil der Podcasts besitzt einen Jingle, der am Anfang und Ende (und manchmal als Trenner zwischen Segmenten oder Werbeeinblendungen) eingespielt wird. Den im Schnitt hinzuzufügen ist keine große Sache, aber auch hier könnte man Zeit einsparen, wenn man auf Musik verzichtet.

Meine Einschätzung: Um ehrlich zu sein, würde ich beim Format lieber etwas innovatives und interessantes machen, als auf Teufel komm raus den Aufwand zu verringern. Sprich, mit 0-8-15 Solofolgen oder schlecht vorbereiteten Interviews wird man niemanden aus den Socken hauen. Den Einsatz von Atmo oder Storytelling-Elementen höre ich in der deutschsprachigen Podcastszene nur bei Produktionen professioneller Medienhäuser. Aber auch Soloselbstständige, die einen Podcast als Teil ihres Content Marketings einsetzen, könnten sich hier eine Scheibe abschneiden und sich so von anderen Podcasts abheben.

Aufnahme und Schnitt

Recherche: Hier hängt es wieder stark von der Art des Podcasts und dem Ziel ab. Wenn der Podcast informativ werden soll, muss hier natürlich mehr Zeit für Recherche und Vorbereitung eingeplant werden als bei einem Tagebuch- oder Comedypodcast. Auch für Interviews sollte man die Recherche nicht unterschätzen!

Skript: Ob man mit oder ohne Skript podcastet ist eine Geschmackssache wie der alte Cola-vs-Pepsi-Konflikt. Wer ein Skript Wort für Wort ausformuliert muss natürlich mehr Zeit einplanen als jemand, der nur mit Notizen (Stichworte, MindMap, …) spricht.

Aufnahme-Takes: Früher oder später verspricht man sich beim Podcasten; oder die Notiz ergibt plötzlich keinen Sinn mehr und man muss kurz nachdenken, um den roten Faden wiederzufinden. Lässt man hier einfach laufen und kürzt ggf. in der Postproduktion die Pause, oder setzt man dann nochmal neu an und nimmt den ganzen Take neu auf? Das Sortieren der Takes (Durchhören, Auswahl des besten Takes, ggf. Stückeln) nimmt später viel Zeit in Anspruch.

Schnitt: Es ist eine grundsätzliche Frage, wie hoch der eigene Qualitätsanspruch an den Podcast ist, bzw. wie hoch die Fehlertoleranz ist. Jeden Versprecher und jedes Füllwort rausschneiden, jede Pause kürzen, jedes Lachen herunterregeln? Mein persönlicher Eindruck ist, dass Podcaster:innen sich hier oft von ihren eigenen Präferenzen als Hörer:in leiten lassen. Wenn man den kompletten Podcast nochmal durchhört und dabei bearbeitet, sollte man mit einem Zeitaufwand von 1,5-2x der Aufnahmedauer rechnen. Sprich, hat man eine halbe Stunde gepodcastet, braucht man 45-60 Minuten für den Schnitt. Alternativ kann man „nach Auge“ schneiden (siehe unten), was mit etwas Übung viel flotter geht.

Nachbearbeitung: Rauschentfernung, Equalizer und Co: Man kann in der Nachbearbeitung der Audiodatei noch einiges machen. Muss man aber nicht. Hier lohnt es sich übrigens, in gutes Aufnahmeequipment zu investieren und/oder die Rahmenbedingungen zu optimieren, damit die Aufnahme in bestmöglicher Tonqualität und ohne Rauschen, Hall oder andere Störfaktoren gelingt.

Meine Einschätzung: Der Extremfall wäre, gar nicht zu schneiden und eine Aufnahme quasi „roh“ als Podcastfolge rauszusenden. Ich möchte nicht sagen, dass das unmöglich ist. Geübte Sprecher:innen schaffen es sicher, ihre Füllwörter und Denkpausen so zu reduzieren, dass sie gar nicht mehr auffallen. Wer noch nicht so geübt ist, sollte unbedingt Zeit für Schnitt einplanen. Ein Trick ist, sich anzugewöhnen, nach Versprechern oder Denkpausen zu schnipsen oder zu klatschen. Beides erzeugt einen gut sichtbaren Ausschlag auf der Tonspur, so dass man „nach Auge“ schneiden kann und sofort identifiziert: Ah, da ist ein Korrektur! Das funktioniert bei Solofolgen oder unkomplizierten Interviews/Co-Hosting-Formaten am besten.

Veröffentlichung

Cover: Jeder Podcast braucht ein Cover, also das quadratische „Titelbild“ der Show. Manche Podcasts erstellen zusätzlich ein eigenes Cover pro Episode. Das macht vor allem dann Sinn, wenn man die Podcastepisoden zusätzlich als Blogposts ausspielt und man so eine ästhetische und ansprechende Blog-Seite oder Website erschafft. Beim erzähl davon Podcast arbeiten wir mit Vorlagen, bei denen Foto und Titel ausgetauscht werden (= verhältnismäßig wenig Aufwand), der Illustrator Andy J. Pizza hingegen erstellt für jede Episode seines Creative Pep Talk Podcasts ein eigene Illustration. Er nutzt das natürlich auch, um in seinem Handwerk „am Ball zu bleiben“, aber der Aufwand ist so natürlich höher.

Shownotes: Die Shownotes oder Folgenbeschreibungen sind traditionell Texte, in denen Kurzinfos zur Folge gegeben werden, Links zu erwähnten Websites oder Gästen gesetzt werden oder ggf. sogar Timestamps als Hörer:innenservice gegeben werden. Auch hier ist es eine individuelle Entscheidung, wie viel Mühe man sich hier gibt. Aus Marketingsicht würde ich auf jeden Fall empfehlen, eine kurze, neugierig machende Beschreibung der Folge zu verfassen, da diese zusätzlich zum Namen der Episode (und ggf. dem indiviuellen Cover Art, siehe oben) als Entscheidungshilfe dient, ob man die Folge herunterlädt oder nicht.

Timestamps oder Kapitelmarken: Es ist möglich, den Hörer:innen eine Orientierung über die Inhalte einer Episode zu geben, indem man Kapitelmarken beim Bearbeiten der Audiodatei hinzufügt, oder Timestamps als Text in die Shownotes gibt. Das macht natürlich bei manchen Arten von Podcasts mehr Sinn als bei anderen: Bei einem Comedy- oder Storytellingpodcast werde ich als Hörerin eher nicht zu einer bestimmten Stelle springen wollen, bei einem Newscast, einem Tutorial-Podcast oder vielleicht auch bei einem Interview schon eher. Wenn man sich dazu entscheidet, Timestamps oder Kapitelmarken zu erstellen, bietet es sich an, das bereits parallel zum Schnitt zu machen. Dann ist es weniger Aufwand, als im Nachgang die fertige Folge nochmal durchhören zu müssen, um die passenden Stellen zu finden.

Transkript: Es gibt Podcasts, die ein komplettes Transkript zu jeder Folge bereitstellen. Dieses kann man entweder von Tools oder manuell erstellen (lassen). Ich persönlich würde Podcast-Transkription auf jeden Fall als eine Aufgabe sehen, die man als Podcaster:in guten Gewissens auslagern sollte, um Zeit und Nerven zu sparen!) Wichtig zu beachten ist, dass ein pures Transkript kein besonders lesenswerter Text ist. Dafür unterscheiden sich mündliche und schriftliche Sprache zu sehr. Damit ein wirklich guter (!) Blogpost entsteht, sollte auf jeden Fall nochmal ein Mensch den Text überarbeiten.

Zweitverwertung: So wie man aus der Podcastfolge einen Text machen kann, ist auch die Zweitverwertung als Video eine Option. Entweder man nimmt von vorneherein mit Videospur auf (z.B. Simplypodlogical mit einem schön und on brand gestalteten Studio), oder man verbindet die Audiospur mit einem Standbild und erstellt so ein Video für YouTube. Das lohnt sich in drei Fällen:

  1. wenn man auf der Plattform bereits eine Audience hat
  2. wenn das Thema auf YouTube gesucht wird – schließlich ist YouTube eine Suchmaschine und auch bei der Google-Textsuche werden ggf. Videosuchergebnisse angezeigt
  3. wenn man eine Zielgruppe hat, die nicht so podcastaffin ist und Podcasts lieber via YouTube als eine „richtige“ Podcast-App hört

Mehr Argumente pro YouTube gibt im Podcastwonder-Blog.

Meine Einschätzung: Wie bereits angedeutet, sind umfangreiche Shownotes und/oder Transkripte sehr zeit-, arbeits- und/oder kostenintensiv. Ich persönlich sehe zwei Fälle, in den sich begleitende (Blog-)Texte lohnen:

(a) damit die zugehörige Website via Google gefunden wird, Stichwort SEO. Dafür muss das Thema natürlich etwas sein, was andere Menschen googlen; und das Angebot für dieses Keyword darf noch nicht übersättigt sein.

(b) wenn die Folge ein Thema behanelt, das man auch gerne später nochmal in Ruhe nachliest (z.B. eine Anleitung) und/oder wenn die Zielgruppe (oder eine Teilzielgruppe) gerne liest und den Blogbeitrag schätzt.

Ich persönlich zweitverwerte Inhalte eher als Text als als Video. Das kann aber unter bestimmten Rahmenbedingungen durchaus Sinn machen.

Distribution:

Social Media und Microcontent: Egal ob man vorhandene persönliche Accounts nutzt oder eigene Kanäle anlegt: Das Erstellen von Fotos, Grafiken, Videos und Captions ist natürlich nochmal ein großer Mehraufwand. Ich empfehle hier, auf strategischen Microcontent anstelle von Teasercontent zu setzen. Sprich, die Podcastfolge wird darauf untersucht, welche Inhalte auch „für sich“ stehen und in den Sozialen Netzwerken funktionieren können. Das können witzige Zitate sein; Auflistungen von Tipps oder Argumenten; ein begleitendes Schaubild zu einer Erklärung oder andere Inhalte. Im Gegensatz zu Teaser-Inhalten fungieren diese Stücke als vollwertige Inhalte und können das Grundgerüst der Contentstrategie des jeweiligen Kanals bilden.

Community Management: Wenn man sich dazu entschließt, einen Social-Media-Kanal zum Podcast dazuzunehmen, machen natürlich nicht nur die Beiträge selber Arbeit, sondern auch das Community Management drumherum. Das Mindeste ist, auf Kommentare und Nachrichten zu antworten. Möchte man wirklich eine Community aufbauen, kommen noch weitere Aktivitäten dazu. Der Aufwand-Faktor wird hier nochmal erhöht, weil sich Community Managament schlecht batchen lässt.

Kooperationen, Pressearbeit & Co: Mit anderen Podcaster:innen oder Multiplikator:innen zusammenzuarbeiten ist natürlich kein Muss für einen Podcast – aber ein Wachtstumsbeschleuniger. Hier fallen vor allem Recherche und Absprachen an

Arbeitsweise

SOPs und Workflows: Wenn Podcastkonzept und Formate es erlauben, sollte man so viel wie möglich standardisieren. Das macht die eigene Arbeit leichter; und erlaubt es, Aufgaben unkompliziert outzusourcen.

Meine Einschätzung: Ein paar Beispiele für Podcast-Workflows, die den Aufwand für mich verringern: Bewerbung als Gast via Kontaktformular; eine (Notion-)Seite mit allen Infos für Gäste, z.B. zum Ablauf und wie sie selber ihre Tonqualität verbessern können sowie die Interviewterminvereinbarung via Kalendertool.

Templates: Wann immer es möglich ist, sollte man Templates anlegen, um wiederkehrende Aufgaben zu erleichtern. Dazu gehören zum Beispiel das Gestalten des Episodencovers, die Struktur der Shownotes oder E-Mails (Anfragen, Absagen, Terminverschiebung, …).

Team: Menschen, die am Podcast mitarbeiten, sind natürlich der größte Hebel, um den eigenen Podcast-Aufwand zu verringern. Das können Co-Hosts sein, mit denen man sich die Arbeit am eigenne Projekt aufteilt; oder aber man bezahlt Freelancer:innen oder Mitarbeiter:innen.

Outsourcing kommt sowohlbei einmaligen als auch bei wiederkehrenden Aufgaben in Frage. Bei Sachen, die man nur einmal macht (z.B. Gestaltung des Podcastcovers; Einrichtung des Podcasthosters; Erstellung einer Social-Media-Strategie), macht es in der Regel Sinn, sich eine Expertin oder einen Experten dazuzuholen. Wiederkehrende Aufgaben sind meist eher Fleißarbeit, hier kann man also auch einen Mitarbeiter einarbeiten oder eine virtuelle Assistentin beauftragen. In der Zusammenarbeit mit anderen helfen die oben bereits erwähnten Workflows, zu denen man dann Briefings und Abnahmeschleifen hinzufügen sollte. Je mehr Autonomie man den Teammitgliedern gibt, desto weniger Aufwand hat man selbe

Fazit

Bei den hier gezeigten Optionen gibt es kein richtig oder falsch, nur Möglichkeiten.

Wenn man den Podcast-Aufwand so gering wie möglich halten will, kann man natürlich ganz puristisch eine Audiodatei aufnehmen, beim Hoster hochladen und veröffentlichen – fertig.

Das Anlegen von Vorlagen und Workflows verursacht einmaligen Aufwand, spart ihn aber in der Zukunft.

Je mehr Zeit (oder Geld fürs Team) man investiert, desto mehr kann man „drumherum“ machen, z.B. die Distribution in weiteren Medienformaten oder ein begleitender Social-Media-Kanal.

Wenn du dein Podcastkonzept nicht alleine erstellen möchtest, dann melde dich gerne bei mir für einen Podcastkonzept-Intensivworkshop!

Foto von George Milton von Pexels
Infografik zum Aufwand eines Podcasts